Wie funktioniert das Anergienetz?

Die Gemeinde Visp ist seit 2000 Energiestadt. Bei der Energieversorgung Visp-West war das Ziel, eine Infrastruktur für die privaten Bauherren bereitzustellen, welche eine Heiz- und Kühlenergieversorgung ohne CO2-Ausstoss aus lokalen Energiequellen ermöglicht.

Als Primärenergiequelle für die dezentralen Wärmepumpen in den Gebäuden wird die Abwärme des benachbarten Industriewerks der Lonza AG genutzt. Durch die Konzeption des Anergienetzes als geschlossenes Zweileitersystem mit dem alle Gebäude miteinander verbunden sind, kann die anfallende Wärme, die ein Gebäude durch dessen Kühlung im Sommer generiert, für die Erzeugung von Warmwasser in einem anderen Gebäude genutzt werden. Diese energetische Koppelung war bei der Realisierung des Anergienetzes Visp-West im Jahre 2008 einzigartig in der Schweiz.

Heute wird Visp-West CO2-frei und aus lokalen Quellen mit Energie versorgt: lokale Abwärme aus Gebäuden und Industrie und Strom hauptsächlich aus Wasserkraft.



Das Anergienetz funktioniert wie folgt

Das Quartier Visp-West liegt in der Nähe des Werksareals der Lonza. Zur Kühlung vieler Anlagen bezieht das Lonzawerk Wasser aus der Rhone und Grundwasser. Dieses Kühlwasser wird nach dem Kühlprozess in spezielle Sammelkanäle geleitet, bevor es wieder der Rhone zugeführt wird. Einer dieser Kanäle grenzt an das Quartier Visp-West. Somit kann dieses Kanalwasser, also die ungenutzte Abwärme , mit einer maximalen Temperatur von 12°C je nach Produktionsprozess der benachbarten Industrie, als primäre Energiequelle genutzt werden. Das Konzept des Anergienetzes sieht vor Wärme aus dem Lonzakanal zu beziehen und diese in einer Technikzentrale über Wärmetauscher an das eigentliche Versorgungsnetz abzugeben. In jedem Gebäude wird dann eine dezentrale Wärmepumpe installiert, welche die Lonzaabwärme nutzt und die Heizenergie auf der gewünschten Temperatur bereitstellt. Das Versorgungsnetz ist ein Zweileiternetz, das alle Gebäude miteinander mit einem Strahlnetz verbindet. Diese energetische Koppelung ermöglicht die Abwärmenutzung der einzelnen Gebäude untereinander. Das bedeutet, dass wenn ein Gebäude im Sommer gekühlt wird, die abgegebene Wärme in einem anderen Gebäude zur Warmwasserbereitstellung verwendet werden kann.

Das Anergienetz sowie die dazugehörige Technikzentrale sind in  Etappen ausbaubar und können die zugebauten Neubauten sowie zum Teil bestehende Gebäude in diesem Quartier sukzessiv versorgen.

Das Netz wurde für die Wärmekapazität des Kanals berücksichtigt. Falls die Temperatur im Kanal unter 8.3°C fällt, schaltet automatisch eine fix installierte Notheizung ein.